Die Kapelle in Klattau

Geschichte

Von der „Kristianshöhe“ (Křesťanský vrch) spricht man zu Recht als einem Ort mit langer und reicher Geschichte. Die ersten Erwähnungen der Anhöhe stammen tatsächlich bereits aus dem 16. Jahrhundert. Der ursprüngliche Name dieses Ortes lautete Seménkov- und später Kristianshöhe. Diesen ersten Namen erhielt er nach den Besitzern des Grundstückes, der klattauer Familie Kristian aus Koldín.

Im 17. Jahrhundert wurde das Land vom Ort Klattau gekauft. Damals stand auf dem Hügel die Kapelle Leiden Christi (Umučení Páně), bis ihre Nutzung wahrscheinlich unter Josef II. eingestellt wurde.

Im Jahr 1859 wurde am ursprünglichen Ort eine neue Kapelle errichtet, die vor allem an kirchlichen Feiertagen reichlich besucht wurde. Die Kapelle stand derzeit inmitten von Feldern und von der Quelle Klatovka führte über steinerne Treppen ein von Linden gesäumter Weg zu ihr. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand auf der Anhöhe ein Kreuzweg. Zu dieser Zeit wurde der Charakter des Ortes wesentlichen von einem neu angelegten Waldpark geprägt. Dieser war zur Erholung und für Spaziergänge der Patienten aus dem nahegelegenen Krankenhaus angedacht, das im Jahr 1914 gegründet wurde.

Im Jahr 1986, nach mehr als 100 Jahren, wurde die Kapelle abgerissen.

Entwicklung des Ortes

Die Kristianshöhe, ein Ort mit einem starken Genius loci, leidet in der Gegenwart. Eingriffe in der modernen Geschichte haben dem gesamten Ort unübersehbare Narben zugefügt.

Der Kreuzweg wird gewaltsam von einer Betonmauer beendet und an Stelle der ursprünglichen Kapelle sind nur die Fundamente zurückgeblieben.

Die einzelnen Bildstöcke des Kreuzweges wurden im Jahr 1990 erneuert.

Die Malerin Bedřiška Znojemská schuf insgesamt 14 moderne Stationen.

Die Stadt Klattau veranstaltete im Jahr 2011 einen architektonischen Workshop mit der Absicht, verwahrlosten Orten ihre Würde zurückzugeben. Die Kristianshöhe war dabei eine der ausgewählten Lokalitäten auf der Liste. Bei diesem Workshop entstand der siegreiche Entwurf einer Kapelle, dessen Autor der Architekt Jan Šépka ist. Im Hinblick auf den finanziellen Aufwand gelang es der Stadt bis heute allerdings nicht, das Projekt zu realisieren. Zu diesem Zweck hat sich nun eine Bürgervereinigung gegründet, die die Initiative der Stadt gerne unterstützen möchte.

Zukunft

Die Kristianshöhe ist ein bemerkenswerter Ort, der eine Erneuerung verdient. Es bietet sich an, die Kapelle an ihrem ursprünglichen Platz wieder zu errichten, die Betonmauer zu entfernen und dem gesamten Kreuzweg somit wieder einen Sinn zu geben.

Mit Blick auf die schwierige Entwicklung des Ortes und auch darauf, dass selbst der Zustand am Ende des 20. Jahrhunderts nicht der ursprüngliche war, schlug der Architekt eine zeitgenössische Lösung vor – so wie auch der Kreuzweg zeitgenössisch erneuert wurde.

Die vorgeschlagene Form übernimmt exakt die Geometrie der ursprünglichen Kapelle, nichtsdestoweniger ist sie abstrahiert. Die daraus resultierende Kapelle wird durch das gewählte Material charakterisiert, das aus durchscheinendem Harz in einer leichten Bernsteinfarbe besteht. Dank dessen wird offensichtlich, dass es sich um einen modernen Bau handelt, der sich um einen Dialog zwischen Traditionen und der Gegenwart bemüht. Die Farbigkeit ist ein wichtiger Bestandteil des gesamten Entwurfes, da sie eine einmalige Lichtatmosphäre im Inneren der Kapelle schaffen wird. Die Gestalt des inneren Altars kopiert im Grundriss genau den runden Abschluss des Gebäudes, der beim Anblick auch in einen Kreis übergeht. Im Inneren sind fünf Bankreihen aus dem gleichen Material wie die ganze Kapelle angeordnet.

Die neue Kapelle ist als Abguss angedacht, genau wie ein Betonbau.

Es wird nötig sein eine innere Verschalung aus Polystyrol zu erstellen, die separiert wird, um eine leichte Demontage nach dem Festwerden des Harzes zu ermöglichen. Die Wanddicke in der gesamten Kapelle ist zwischen 50-100 mm geplant. Die äußere Seite der Verschalung muss mit einem verschiebbaren Teil abgeschlossen werden, das es ermöglicht, die Wände in kleineren Abschnitten zu gießen, ungefähr jeweils einen halben Meter, sodass sich der Harz trotz des relativ schnellen Trocknens weiter bearbeiten lässt.

Das Bemühen darum, den sakralen Bau zurück in eine Umgebung zu bringen, in der er seine Bedeutung entfalten kann, ist auf einer symbolischen Ebene zu bemerken. Eine Kapelle oder allgemein sakrale Architektur hat in unserer Konsumgesellschaft nicht viel Raum. Vielleicht wäre der Bau der Kapelle gerade deshalb eine Geste, die andere Werte repräsentiert, über die wir heute sonst nicht viel nachdenken.

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